DIE 7 ENTWICKLUNGSSTUFEN DER EVOLUTIONSPÄDAGOGIK ®

In jeder dieser Stufen erwirbt der Mensch bestimmte Bewegungsmuster, Kompetenzen und erfährt Sicherheiten. Indem ein Kind robbt, krabbelt, klettert, Indianer spielt, sich anmalt oder trommelt, durchlebt es die einzelnen evolutiven Stufen und Vernetzungen im Gehirn werden geknüpft und gefestigt. Während dieses Aufrichtungsprozesses entsteht in jeder Entwicklungsstufe ein eigene Form des Gleichgewichts. Zudem entwickelt sich in jeder Stufe eine Bandbreite von Verhaltensmöglichkeiten. Dabei gibt es immer zwei scheinbar gegensätzliche Pole, z.B. Rückzug und Neugier, Nähe und Distanz.
Kann eine Bandbreite nicht stressfrei gelebt werden, führt dies zu Einschränkungen oder unangemessenem Verhalten.
Wird eine Entwicklungsstufe im Kindesalter nicht ausreichend erfahren oder durchlebt, wirkt sich das auf nachfolgende Stufen aus, weil bestimmte Vernetzungen im Gehirn nur schwach ausgebildet oder blockiert sind.

Aus neurologischen Erkenntnissen geht hervor, dass die Lernfähigkeit mit der Bewegungsfähigkeit und dem Gleichgewicht des Menschen zusammenhängt.
Die Entwicklung des Gehirns, die körperliche Bewegung und das Lernen sind eng mit einander verwoben und bedingen sich. In der menschlichen Bewegung liegt demnach das Instrumentarium für eine optimale Gehirnentwicklung.

Hat ein Mensch nicht die Möglichkeit, alle Bewegungs-, Wahrnehmungs-, Verhaltens- und Kommunikationsmuster der Evolution ausreichend zu üben (integrieren), kann das Konsequenzen für seine geistige, emotionale und soziale Entwicklung haben. Lern- und Verhaltensschwierigkeiten bringen dies zum Ausdruck.

1. Stufe: Der Fisch – die Ursicherheit

Fisch Urvertrauen

Ruhe in der Einheit Bewegung in der Einheit

In der ersten Stufe erfahren wir unseren Körper als Einheit. Wir werden getragen und können uns treiben lassen. Einfach da sein ist genug.
Das Urvertrauen – das Vertrauen in sich selbst, das Leben und die Welt – entsteht. Das Gefühl, willkommen zu sein, muss erfahren werden, da es nicht intellektuell erworben werden kann.

Lebenskompetenz: Vertrauen
Hier wird der Grundstein gelegt für eine positive Lebenseinstellung, für Zuversicht und Lebensmut sowie für das Selbstvertrauen.

Eine Blockade in dieser Stufe äußert sich in Phobien, Zwängen, Panik, Unsicherheit, mangelndem Vertrauen in sich und die Umwelt, Resignation, Identitätsproblemen, Überforderungsgefühlen oder im Gefühl, getrieben zu sein.

2. Stufe: Die Amphibie – die Erlebnissicherheit

Rückzug Neugier

Aus dem Urvertrauen heraus entsteht Neugierde und Bewegung. Wir entdecken die Welt und bewegen uns auf etwas zu. Gleichzeitig können wir uns zurückziehen und uns schützen. In dieser Stufe entsteht die Erlebnissicherheit.

Lebenskompetenz: Erfahren und entdecken
Die Neugier ist der Antrieb für die körperliche und geistige Entwicklung und hat Einfluss auf Motivation und Begeisterungsfähigkeit.

Blockaden in der zweiten Stufe äußern sich häufig so:
Hilflosigkeit, Schüchternheit, Zurückgezogenheit, wenig Interesse und Neugierde oder kann sich nicht zurückziehen (Schutzlosigkeit), muss immer und überall dabei sein, Draufgänger, kann Gefahren nicht einschätzen oder ignoriert diese, Abschalten bei Überforderung, Wahrnehmungsstörungen auf allen Sinnesebenen (visuell, akustisch, taktil, auditiv), deren keine organischen Funktionsstörungen zugrunde liegen.

3. Stufe: Das Reptil – die Körpersicherheit

Anspannung Entspannung

Bei der Körpersicherheit steht das Agieren und Reagieren im Vordergrund. Wir können innehalten und loslegen, können unsere Kraft zeigen, müssen es aber nicht. Ruhiges Abwarten (Anspannung) und blitzartige Kraftentfaltung gehören zusammen. Unsere Reflexe und das Reaktionsvermögen werden trainiert.

Lebenskompetenz: Kraft und Lebensenergie
Dinge anpacken können und zum richtigen Zeitpunkt in die Gänge kommen ist das Ziel. Der konstruktive Umgang mit unseren Kräften wird erlernt (Abbau von Hypo- oder Hyperaktivität).

Blockaden zeigen sich in Bewegungslosigkeit und Verträumtheit (Hypoaktivität/ADS), Impulsivität und Ruhelosigkeit (Hyperaktivität/ADHS), Ungeduld, Bettnässen, Fingernägel kauen, Daumen lutschen, beißen, zittern

4. Stufe: Das Säugetier – die Gefühlssicherheit

Nähe Distanz

In der vierten Stufe geht es um das Empfinden für Nähe und Distanz – um die Gefühlssicherheit. Der Körper hebt sich vom Boden und die Beweglichkeit nimmt zu. Auf dieser Stufe beginnt Lernen im bewussten Sinne. Wir nehmen unsere Bedürfnisse wahr. Alle Wahrnehmungen werden emotional eingefärbt.

Lebenskompetenz: Wahrnehmen der Gefühle
Eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und sich seiner Gefühle sicher sein und ihnen vertrauen können, das bedeutet ein Gespür für das richtige Maße von Nähe und Distanz zu haben.

Auf der Säugetierstufe findet man manchmal dieses Verhalten als Ausdruck einer Blockade vor: Beziehungsprobleme, zu nah dran oder zu weit weg sein, übersteigerte Kontaktfreudigkeit oder extreme Zurückhaltung, Aggressivität, kann keine Nähe zulassen, kann sich nicht auf etwas einlassen, Koordinationsschwierigkeiten, Schwierigkeiten mit Rechts und Links, Lesen, Schreiben oder Rechnen fallen schwer

5. Stufe: Der Affe – Die Gruppensicherheit

Anpassung an die Gemeinschaft Individualität finden

Der Affe springt und klettert – die Bewegung im dreidimensionalen Raum entsteht. Das Gruppenverhalten spielt in dieser Stufe die entscheidende Rolle. Wir lernen ein Gespür für uns selbst und andere zu bekommen.

Lebenskompetenz: Sozialverhalten
Diese Kompetenz zeichnet sich durch den Sinn für Gemeinschaft und Individualität aus. Sich im richtigen Moment und Maß anzupassen und sich selbstbewusst in eine Gruppe einzubringen ist das Ziel dieser Stufe.

Eine Blockade in der Gruppensicherheit kann sich so äußern: entweder überangepasstes/unterwürfiges oder unangepasstes Verhalten, Probleme beim Einhalten von Regeln und Strukturen, Klassenclown spielen, Außenseiter, Mobbing.

6. Stufe: Der Urmensch – Die Sprachsicherheit

Körperausdruck Sprache

Beim Urmenschen stehen Körpergleichgewicht und Bewegung im engen Zusammenhang mit der Sprache. Über die Sprache erhalten wir die Möglichkeit, Konflikte verbal auszutragen und Gefühle wie z.B. Wut, Frust oder Freude sprachlich auszudrücken. „Laut sein“ kann als Suche nach der Position innerhalb einer Gruppe verstanden werden.

Lebenskompetenz: Sprache als Mittel der Verständigung
Eine sichere Kommunikation – verbal und nonverbal – wird in dieser Stufe erlernt.

Ist die Sprachsicherheit blockiert, zeigt sich das entweder darin, dass die Körpersprache primäres Ausdrucksmittel ist (auffallendes äußeres Erscheinungsbild, sich ducken, schleichen) oder dass sich jemand über die Sprache ausdrückt (sich sprachlich nicht zurücknehmen können, schreien oder furchterregend sein).

7. Stufe: Der moderne Mensch – Die Kommunikations- und Kooperationssicherheit

Systematisierung Empathie

Mensch sein bedeutet, universell zu sein, über die eigenen Interessen hinaus zu denken. Der moderne Mensch hat den Drang, die Welt zu verstehen und stellt sich die Frage nach dem Sinn. Um mit anderen Menschen angemessen kommunizieren und kooperieren zu können, bedarf es einerseits der Empathie (hohe Sozialkompetenz, Mitgefühl und Blick für das große Ganze) und andererseits der Fähigkeit zur Systematisierung (Prinzipien, Genauigkeit und Aufmerksamkeit für das Detail).

Lebenskompetenz: Selbstbewusstsein und Verantwortung
Ziel dieser Stufe ist es, sich seiner selbst bewusst zu sein, Fähigkeiten und Talente zu entdecken, sie zu nutzen und Zufriedenheit zu erlangen. Je nach Situation und Kontext sorgt man für sich selbst oder kümmert sich um andere.

Ist ein Mensch in der siebten Stufe blockiert, zeigt nicht das entweder in Selbstbezogenheit oder in überfürsorglichem Verhalten („Helfersyndrom“). Dieses übersteigerte Verantwortungsbewusstsein geht oft mit Selbstüberforderung einher.

Zur Erinnerung:

Die ersten drei Stufen (Fisch, Amphibie und Reptil) unterliegen dem unbewussten Reflexhirn, sie sind über Sprache nicht erreichbar.

„Wo die Sprache versagt, hilft die Bewegung.“